Reiseart

Reiseart

Mit Flugzeug, Bahn, Auto oder zu Fuß

Ob Fliegen, Autofahren oder zu Fuß unterwegs – jede Art zu reisen hat ihre ganz besonderen Vorzüge, aber auch Nachteile. Wichtig ist, dass Du die Reiseart nach Deinen persönlichen Voraussetzungen auswählst. Bei motorischen Einschränkungen kann z. B. die Anreise mit dem PKW angenehmer sein als eine Zugfahrt mit vielen Umstiegen und Wartezeiten.

Viele Reisende mit Hämophilie finden es außerdem wichtig, dass sie unterwegs ihre Selbstbehandlung ungestört durchführen können. Da die meisten Menschen nur wenig über Hämophilie wissen, können sie es missverstehen, wenn sie eine Selbstinjektion beobachten. Möglicherweise gehen sie sogar von einem Drogenmissbrauch aus und reagieren dementsprechend.

Junger Mann vor dem Taj Mahal

Reisen mit dem Auto

Besonders wenn mehrere Personen mitfahren, gilt das Auto als preiswertes Transportmittel und wird gerne für Urlaubsreisen im Inland oder in Nachbarländer genutzt.

Bei Reisen mit dem Auto solltest Du Folgendes beachten:

  • Bewahre Medikamente auch während der Autofahrt adäquat, am besten in einer Kühlbox, auf. Auf keinen Fall dürfen sie schutzlos im Kofferraum oder auf der Ablagefläche liegen, da sich hier Stauhitze entwickeln kann. Besonders geeignet für die Aufbewahrung sind Kühlboxen, die Du über den Zigarettenanzünder an die Stromversorgung des Autos anschließen kannst. Mit einem Spezialadapter können die Kühlboxen dann auch im Hotel oder in der Ferienwohnung über die Steckdose mit Strom versorgt werden.
  • Mach regelmäßig Pausen, in denen Du Dich ausgiebig bewegst. Kleine gymnastische Übungen dehnen und lockern so manch verkrampften Rücken und verspannten Nacken.
  • Trinke während der Fahrt ausreichend, vor allem bei hohen Außentemperaturen.
  • Fahre möglichst früh los, um die Ruhe auf den Straßen und im Sommer die Kühle der Morgenstunden auszunutzen.
  • Wenn Du unterwegs eine Selbstbehandlung vornehmen musst, fahre am besten auf einen Rastplatz und suche einen ruhigen Ort dafür.
  • Um im Ausland bei einer Panne, einem Unfall oder einem Auto-Diebstahl versichert zu sein, kannst Du überlegen, ob für Dich ein Kfz-Schutzbrief von einem Automobilclub sinnvoll ist.

Reisen mit Bus und Bahn

Beim Reisen mit Bus und Bahn musst Du Dich nicht um die Route kümmern. Stattdessen kannst Du schlafen, lesen, Dich unterhalten oder mit Deinen Kindern spielen. Da sich aber auch fremde Personen im Reisebus oder im Zugabteil befinden, möchten wir Dir einige Hinweise geben:

  • Suche Dir einen Sitzplatz, der Dir möglichst viel Beinfreiheit bietet. Im Bus sind dies meist die Plätze direkt hinter dem Fahrer. Vielleicht kannst Du diese bereits im Vorfeld reservieren.
  • Versuche, regelmäßig aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. So beugst Du Gelenkversteifungen und Muskelverspannungen vor.
  • Im Bus fehlt i. d. R. der geeignete Ort für eine (Notfall-)Selbstbehandlung. Wenn Du die Injektion nicht an Deinem Platz vornehmen möchtest, informiere den Fahrer und erkläre ihm, dass die Behandlung notwendig ist. Er kann dann den nächsten Rastplatz anfahren und eine Pause einlegen.
  • Während einer Zugfahrt kannst Du das Personal fragen, ob es ein leeres Abteil gibt, in dem Du ungestört die Injektion durchführen kannst.

Reisen mit dem Flugzeug

Mit dem Flugzeug überwindest Du lange Strecken am schnellsten. Das solltest Du beim Fliegen grundsätzlich beachten:

  • Genauso wie im Bus oder im Zug herrscht auch im Flugzeug häufig Platzmangel. Wenn Du während des Fluges eine Behandlung vornehmen musst, frage das Flugpersonal, ob es dafür eine ungestörte Ecke im Flugzeug gibt.
  • Versuche auch im Flugzeug, regelmäßig aufzustehen und Dich zu bewegen, um Gelenkversteifungen und Muskelverspannungen vorzubeugen.
  • Transportiere Dein Faktorkonzentrat und das Injektionsmaterial im Handgepäck – zumindest die Menge, die für eine Notfall-Behandlung erforderlich ist. Bei Reisen mit dem Flugzeug kann es passieren, dass aufgegebene Gepäckstücke beschädigt werden oder gar nicht am Zielort ankommen.
  • Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen werden Injektionsnadeln abgenommen. Führe also unbedingt eine Bescheinigung von Deinem Arzt mit, dass Du das Faktorkonzentrat und das Spritzbesteck benötigst. Sinnvoll ist auch, die Originalverpackung, den Beipackzettel und das Rezept Deines Medikaments mitzunehmen.
  • Kontaktiere vor Deiner Reise die Fluggesellschaft und informiere sie, dass Du Faktorkonzentrate und Injektionsmaterialien im Handgepäck mitführst. Dein Handgepäck kann dann so vom Flugpersonal verstaut werden, dass Du darauf Zugriff hast.
  • Gut zu wissen: Beim Durchleuchten des Handgepäcks besteht keine Gefährdung der Medikamente durch Strahlenbelastung.

Backpacking: Reisen mit Rucksack

Besonders intensiv lernt man Land und Leute kennen, wenn man nur mit einem Rucksack bepackt von Ort zu Ort reist. Ob eine Backpacking-Tour für Dich infrage kommt, ist individuell von Deinem Gesundheitszustand abhängig. Besprich Deine Reisepläne daher mit Deinem Arzt. Grundsätzlich sollten Backpacker mit Hämophilie Folgendes beachten:

  • Standort mitteilen: Reise möglichst nicht allein und lasse immer eine Vertrauensperson wissen, wo Du Dich gerade aufhältst.
  • Medizinische Versorgung: Abgelegene Orte oder Inseln sind zwar idyllisch, aber schlecht erreichbar. Eine medizinische Versorgung im Notfall sollte immer sichergestellt sein.
  • Am Netz: Trage stets ein Handy bei Dir, um im Notfall Hilfe holen zu können. Erkundige Dich, wie gut die Mobilfunknetze in Deinem Reiseland ausgebaut sind, um Funklöchern aus dem Weg zu gehen.
  • Impfschutz: In manchen Ländern entsprechen die hygienischen Bedingungen nicht den hiesigen Standards. Umso wichtiger, dass Du einen ausreichenden Impfschutz gegen diverse Erkrankungen hast. Erkundige Dich in Deinem Hämophilie-Zentrum oder beim Robert-Koch-Institut über die in Deinem Urlaubsland erforderlichen Impfungen.
  • Medikamententransport: Medikamente und Injektionsmaterialien müssen immer hygienisch verpackt sein. Einzelne Rationen könntest Du in Vakuum einschweißen lassen.
  • Kühlungsmöglichkeit: Deine Unterkünfte müssen über einen Kühlschrank verfügen, damit Du die Eis-Akkus für Deine Medikamenten-Kühltasche aufladen kannst.
  • Basislager: Bist Du längere Zeit unterwegs, suche Dir ein Basislager, an das Du immer zurückkehrst. Dies kann z. B. ein gutes Hotel sein, das Deinen Medikamenten-Vorrat sicher aufbewahrt.
  • Gute Ausrüstung: Dein Rucksack sollte perfekt sitzen und wattierte Rücken- und Hüftgurte haben – so vermeidest Du Druckstellen. Auch Deine Schuhe müssen fest und bequem sein, damit Du nicht umknickst, ausrutschst oder Dir Blasen läufst.
  • Kein Risiko: Halte Dich an die Empfehlungen in Deinem Reiseführer. Verzehre z. B. nur geschältes Obst und verzichte auf Salate, rohes Fleisch und Gemüse sowie Eiswürfel in Deinen Getränken.
  • Erholung: Plane auf Deiner Tour längere Ruhephasen ein, um Dich auszuruhen – das Herumreisen kann ganz schön anstrengend sein.