Folgeerkrankungen

Folgeerkrankungen

Wohldosiert: Schmerzbehandlung

Hämophilie-bedingte Blutungen in Gelenken oder der Muskulatur können äußerst schmerzhaft sein: Der Schmerz ist daher ein wichtiger Indikator zur Beurteilung des Blutungsgeschehens. In dem Fall lindert eine Faktorgabe die Beschwerden am besten. Analgetika (Schmerzmittel) sind keine Alternative zur Substitution, sondern lediglich eine Ergänzung zur Therapie.

Falls Du an chronischen Schmerzen leidest, ist es ratsam, einen für Dich maßgeschneiderten Schmerztherapie-Plan zu entwickeln und diesen dann auch einzuhalten.

Acetylsalicylsäure-haltige Medikamente (z.B. Aspirin®), aber auch Naturextrakte wie etwa aus der Weidenrinde oder der Goldrute sind aufgrund ihrer blutverdünnenden Wirkung denkbar ungeeignet für Dich. Wie Du weißt, können gerade durch Gelenkblutungen Schmerzen auftreten. Hierbei kann es sich um Schmerzen infolge einer akuten Gelenkblutung oder um chronische Schmerzen handeln, die durch bereits bestehende Gelenkschädigungen entstehen. Deswegen ist es besser für Dich, nur Schmerzmittel ohne den Wirkstoff Acetylsalicylsäure einzunehmen. Dieser Wirkstoff ist vor allem in Aspirin® und seinen Generika, jedoch auch in weiteren Schmerzmitteln enthalten. Solche Präparate stören die Funktion der Blutplättchen: Werden sie eingenommen, verstärkt sich für meist mehrere Tage die ohnehin bestehende Blutungsneigung. Halte am besten immer Rücksprache mit Deinem Hämophilie-Zentrum oder Deinem Arzt und nimm nur Acetylsalicylsäure-freie Schmerz- und Fiebermittel ein. Gleiches gilt auch für die Substanz Diclofenac.

Hepatitis C (HCV)

Um das Jahr 1983 wurden bei Hämophilen erstmals ungeklärte Fälle von Thrombopenie (zu Deutsch etwa: Blutplättchenmangelerscheinung) dokumentiert. Eine wirkliche Erklärung gab es damals nicht. Zudem trat eine aggressive Form der Leberentzündung auf, welche unter Ausgrenzung der nicht involvierten Hepatitis-Formen A und B zuerst als Non-A-non-B-Hepatitis bezeichnet wurde.

Erst später konnte eindeutig geklärt werden, dass es sich bei der Non-A-non-B-Hepatitis um das Hepatitis-C-Virus handelt, das erst im Jahr 1988 entdeckt wurde. Das Hauptproblem einer chronischen Hepatitis-C-Infektion ist der Umbau des Bindegewebes der Leber (Fibrose). Daher erfolgen im Infektionsfall regelmäßige Ultraschall-Kontrollen und nach Möglichkeit Messungen des Leberhärtegrades mittels der sog. Transelastografie.

Ist die infizierte Leber jedoch bereits zirrhotisch und damit funktionslos geworden oder hat sich ein Krebs entwickelt, bleibt als Therapie nur die Lebertransplantation. Auch hier hat sich in den letzten Jahren viel getan: Selbst Hepatitis- und HIV-Infizierte haben durch die verbesserten Therapiemöglichkeiten bei einer Lebertransplantation hohe Erfolgsaussichten.

Humanes Immundefizienz-Virus (HIV)

Das HI-Virus kann das Immunsystem so sehr schädigen, dass sich der Körper irgendwann nicht mehr gegen eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren wehren kann. Dann erkrankt der Infizierte an AIDS, dem Immunabwehrschwäche-Syndrom.

Etwa jeder zweite Hämophile, der in den 1980er Jahren aus menschlichem Blut hergestellte Gerinnungsmedikamente erhielt, hat sich in dieser Zeit mit HIV infiziert. Blutprodukte wurden damals noch nicht auf das HI-Virus untersucht, und gentechnisch hergestellte (rekombinante) Produkte gab es noch nicht.

Viele HIV-Infizierte starben an AIDS, bevor 1996 die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) eingeführt wurde. Heute, über 20 Jahre später, sind noch rund 30 % der damals Infizierten am Leben.